Sie schmunzelte ob seiner Antwort und deutete auf den Stuhl. Ja bitte. Dann setzte sie sich ebenfalls. Ihr Namensstreifen zeigte den Namen O'Donnellan sowie ihr Callsign "Raza". Sie hielt den Rang eines 1st Lt. inne.
Ich würde Ihnen ja etwas zu trinken anbieten, bin aber ehrlich gesagt heute den ersten Tag hier. Sie zuckte mit den Schultern. Die Einrichtung muss noch warten.
Dann lehnte sie sich zurück und atmete tief durch. Ihr braunen Augen ruhen auf dem nicht unattraktiven Gesicht des Colonels. Sie sagte kein Wort und wartete ab.
Er rückt sich den Stuhl zurecht, nimmt Platz und zupft dann die Uniform unten herum nochmals gerade, mehrmals sogar. Er blickt dabei nach unten und wiederholt es, bis er zufrieden wirkt.
"Also .." eine bedeutungsvolle Pause folgt, " .. Lieutnant .." und eine zweite Pause. "..O'Donnellan. Sie sollten sich auf jeden Fall eine Kaffeemaschine zulegen, die werden sie bestimmt früher oder später brauchen." Die Ausdrucksweise hat etwas von einem Dozenten auf der Eternity.
Er sitzt pedantisch gerade in dem Stuhl und schaut sich kurz um, als ob er einen geeigneten Platz für ein solches Gerät sucht.
"Manche Geschwaderführer pflegen auch eine Schublade für eine Flasche mit einem Efrischungsgetränk zu reservieren. Ich kann auch eine Photosyntheseeinheit empfehlen, diese sollen recht dekorativ und stimmungshebend sein."
Er sieht seinem Gegenüber dann in die Augen. "Kann ich ihnen behilflich sein?" und lässt offen wie, wobei oder womit.
Sarah beobachtet den Colonel bei seiner Uniformzupferei und der ungewöhnlich korrekten und rückenschonenden aufrechten Sitzweise. Hmm....Die Art wie er spricht, wie er Fragen stellt ja sogar wie er sitzt...Ich bin wahrlich nicht die einzige bei der es da oben ein wenig anders läuft. Wo ich aber das Chaos in einem Meer von Gedanken bin ist er die absolute Disziplin und Ordnung. So scheint es mir zumindest. Den letzten Teil des Satzes sprach sie laut aus, bemerkte es aber nicht. Eines war klar. Hier ging es nicht um Einrichtungstipps.
Ich danke Ihnen für das Angebot, Sir. Dies hier, ist aber eine Aufgabe, der ich mich alleine stellen muss. Falls ich aber mal einen Rat benötige, komme ich gerne auf das Angebot zurück.
Tatsächlich fand sie ihn interessant, auf mehrere Weisen.
"Ja, Disziplin und Ordnung sind wichtig. Sie sind das Fundament auf dem hier alles aufbaut.." und klopft mit den Knöchel der rechten Hand an eine der Wände.
"Normalerweise bekommt ein junger Geschwaderführer wenigstens eine Übergabe der Aktenlage und Aufgaben. Dies ist bei ihnen ja nicht der Fall. Wenn sie also Rat brauchen bezüglich der Linientätigkeiten oder anderer Verpflichtungen, stehe ich gerne zur Verfügung. Sollten sie über Geschwaderinterna sprechen wollen, gerne ohne Namen zu nennen. Vermutlich kennen sie meine Reputation und sind darüber im Bilde, dass ich kurzzeitig auch als Geschwaderführer im 278. gedient habe. Auch bereits als Lieutnant und - ich schätze sie auch einmal um die .." er deutet ein Pegeln mit einem nach links und rechts gehenden Daumen an " .. um die 25, 26 Jahre - in ihrem Alter."
Überraschend schwenkt er kurz zurück. "Es gibt nicht wenige, die nach ihrem ersten Verlust im Geschwader oder sogar unter eigener Führung einfach durchdrehen." er schaut genau hin, auf welcher Seite der Schwelle sie aktuell stehen mochte - kurz vorm Kippen oder schon darüber. Die Aussage ist wie ein Stich ins Bienennest.
Irgendwo am Rande streift seine Aufmerksamkeit die junge attraktive Frau auch mehr als nur eine Führungsrolle im Getriebe der TCN zu sein, gar menschlich. Die Fassade des unerschütterlichen Offiziers ist jedoch dick aufgetragen.
Sie blinzelte verwirrt ob seiner Aussage. Scheiße, ich hab schon wieder geplappert. Kaum merklich schüttelte sie mit aufeinander gepressten Lippen den Kopf. Die Worte des Colonels trafen aber zu. Sie hatte im Grunde keine Ahnung was es bedeutete Geschwaderführerin zu sein und was sonst noch für Verpflichtungen der Job mit sich bringt. Sie könnte tatsächlich jemanden brauchen der ihr hilft, aber es zugeben?
Ja Sir, ihre Reputation ist mir bekannt..... sie seufzte und vergrub ihr Gesicht in den Händen. In dieser Pose verharrte sie einige Momente.
Es hat nicht erst den Tod von Curly gebraucht mich kaputt zu machen, Sir. Das war ich vorher schon. Sie blickte ihn an.
Ich habe absolut keine Ahnung was ich hier machen soll. Es ist für mich schon schwer genug mit meinen eigenen Dämonen fertig zu werden. Verstehen sie mich nicht falsch. Ich würde meinen Jäger ohne zu zögern in die Schussbahn lenken um einen meiner Kameraden zu retten. Auch wenn es meinen Tod bedeuten würde. Diese Truppe, die Schafe, haben mir eine Familie gegeben die ich nie hatte. Sie machte eine Pause. Ich weis nicht ob ich sie anführen kann.
Sie war selber von sich überrascht, dass sie einem Fremden das erzählte. Vielleicht war es aber auch einfach mal überfällig, dass sie mit Jemanden reden konnte. Vielleicht würde er auch dafür sorgen, dass man ihr die Führung wieder entzog. Die Macht dazu hatte er.
Ihr Blick war eine Mischung aus Trauer, Wut und Hilflosigkeit. Und einer tiefen Leere die ein geübtes Auge definitiv erkennen konnte.
Er hält sich zurück und lässt sie erstmal reden, alles rauslassen ohne es zu kommentieren oder zu zerreden. Seine straffe, überkorrekte Haltung ändert sich und er lehnt sich etwas nach vorne und setzt die Handgelenke seitlich auf dem Tisch auf, die Hände ineinander gefaltet. Sein Kopf neigt sich um eine Grad zur Seite, Aufmerksamkeit andeutend.
Er nickt einfach, sagt jedoch nichts dazu, lässt eine Pause die ihm zumindest nicht unangenehm scheint.
"Na, na.." erwidert er dann, nicht herablassend oder kaltherzig und eher etwas beschwichtigend. Er harrt dann ab, ob doch noch etwas folgt.
Sie starrte nur auf einen Fleck der sich im Laufe der Jahre auf der Tischplatte des Schreibtischs manifestierte. Es sah nicht so aus als wolle sie noch etwas hinzufügen.
Sie könnte wirklich einen Psychologen gebrauchen, warum hat niemand den Posten neu besetzt? Kandidaten mit posttraumatischen Belastungsstörungen sind doch nicht neu .. wir brauchen keinen zweiten Thunderfist. geht es ihm durch den Kopf. Die Lippen verlässt das jedoch nicht.
Der Ausdruck, wie sie ihr Gesicht in die Hände vergräbt, lässt ihn nicht gänzlich kalt. "Wissen sie Lieutnant, jeder hat seine Dämonen. Die einen sind größer, die anderen kleiner, nicht zwingend muss jemand diese gänzlich alleine bezwingen, dafür haben sie auch ihre Freunde und Kameraden, für die sie das gleiche allen Anscheins nach tun würden." Das Wort Familie kommt hierbei nicht vor.
"Die anderen werden genauso unter dem Verlust leiden. Es ist kein Zeichen von Schwäche gemeinsam zu trauern. Ich musste auch die ein oder andere Trauerrede halten - wenn es sie kalt lassen würde, wären sie auch nicht als Geschwaderführer geeignet."
Er wartet kurz.
"Jemand wird sich also Gedanken darüber gemacht haben, warum sie den Posten nun haben und niemand anderes. Was schätzen sie wieso?"
Sie dachte gründlich über die Aussage des Colonels nach. Vielleicht war es so, vielleicht auch nicht. Das war eine Thematik mit der sie sich zu einem anderen Zeitpunkt beschäftigen wollte. Als er allerdings nach dem Grund fragte, weshalb sie ausgewählt wurde hatte sie keine Antwort für ihn.
Ganz ehrlich Sir? Ich habe keine Ahnung. Weder bin ich besonders lange dabei, noch habe ich mich besonders hervorgetan. Wir haben erfahrener Piloten bei den Schafen als mich. Sie machte eine Pause und suchte den Blick Ghads. Was meinen Sie, Sir? Ich weis sie kennen mich und meine Kameraden nicht, aber sehen sie in mir irgendetwas was es wert wäre mir das Geschwader zu übergeben?
Er lacht kurz auf. "Vielleicht sind sie das einzige nicht ganz schwarze Schaf in dem Geschwader."
"Wir kennen uns nun, eine halbe Stunde? Ich kann nicht sagen, ob sie das Zeug zum Geschwaderführer haben ohne ihre Qualifikationen im Gesamtheitlichen zu kennen. Was sagt denn ihre eigene Akte über sie?" und streckt die Hand nach vorne aus.
