Halbe Sachen waren nicht Adharas Ding. Sie hatte sich sämtliche Unterlagen über PTBS besorgt und sich nach Dienstschluss damit auf das Panoramadeck zurückgezogen um sich in aller Ruhe darin vertiefen zu können. Es war typisch für sie, sich voll und ganz einer Idee hinzugeben. Sie hatte sich mit PTBS auseinander setzen wollen- sie tat es. Außerdem wollte sie vorest Marcus nach ihrem Streit aus dem Weg gehen
Das Lernen beim Essen hatte schon einmal nicht funktioniert. Vielleicht war es tatsächlich übertrieben, gleich mit dem Schlimmsten zu rechnen, doch ihr Vertrauen in Ravenclaw lag erst einmal auf Eis, bis geklärt war, wieso er sich so verhielt.
Nichts was man lernte war umsonst. Und es würde niemandem schaden, sich noch etwas besser mit den psychischen Folgen von Traumata auszukennen. Ihr bisheriges Wissen war eher oberflächlich und beschränkte sich in erster Linie auf die gängigsten Symptome. Sie selbst war nach ihrer Verletzung und dem Verlust von Matteo auch in Behandlung gewesen um es besser verarbeiten zu können. Allerdings war sie zu diesem Zeitpunkt der Meinung gewesen, dass Alkohol der bessere Therapeut war und hatte sich nur schwer darauf einlassen können.
Gekleidet in eine bequeme Jogginghose und ein Tanktop und mit zu einem unordentlichen Dutt hochgeknoteten Haaren saß sie im Schneidersitz auf einer der Liegen und las- oldschool- in einem großen Buch: Posttraumatische Belastungsstörung: Diagnostik, Therapie und Prävention
Zuletzt geändert von Corbeau am 30. Mai 2019 01:00, insgesamt 1-mal geändert.
Die Türen öffneten sich und ein leise keuchender Mako ließ sich auf eines der Konturenlager nieder und nahm einen großen Schluck aus einer Sportflasche, welche an seiner Hüfte baumelte. Das noch jemand im Raum war schien er nicht zu bemerken oder es war ihm im Moment egal. Er schlug die Kapuze von seinem ärmellosen Hoodie zurück und seufzte tief während er seinen Puls auf seiner Watch kontrollierte.
Sie musste ein wenig schmunzeln. Dass man seine Laufrunde auf dem Panoramadeck beendete und sich statt einem ordentlichen Cool Down in eine Liege fläzte war ihr neu. Doch irgendwie begegneten sie sich immer hier... Ein längeres Gespräch hatten sie bloß noch nie zustande bekommen, da sie immer irgendwie weg gerufen wurde. Erst war es ein medizinischer Notfall, dann Paladin, der sie um einen Tanz gebeten hatte....
Ein Grunzen als Mako auffuhr und sie ansah. "Salut!" sagte er dann schmunzelnd.
"Also stimmen die Gerüchte. Sie bereiten sich darauf vor ihr Studium wieder aufzunehmen?" fragte er freundlich und nahm noch einen Schluck aus seiner Flasche.
"Oh, das 'abe ich bereits. Der Landurlaub 'at in meinem Leben vieles verändert. Ich kenne die Gerüchte zwar nicht, aber ich denke, alle sind wahr." "Das 'ier..." sie wies auf den Stapel Bücher neben sich auf der Liege.
"... ist für einen aktuellen Fall, wo ich mich näher mit der Materie auseinander setzen muss."
"Vertraulich behandeln" hatte Marcus gesagt... Es fiel ihr schwer, denn soweit sie wusste, waren Mako und Ravenclaw befreundet. Ihm zu sagen, dass er mit ein Auge auf ihn halten sollte, war nahe liegend. Allerdings auch gegen eine direkte Anweisung ihres XOs und Partners....
"Interessant, ich kenne die Werke gut.. ich habe sie damals studiert um ... mit Cassie darüber sprechen zu können wenn sie einmal eine unbeteiligte Meinung hören wollte." sagte er zwar lächelnd doch in seiner Stimme war der tiefe, dumpfe Schmerz immer noch gut zu hören den er tapfer versuchte zu entwaffnen aber es gelang ihm nicht 100%
"Ich werde mich einfach neben Sie setzen wenn das für Sie in Ordnung ist. Irgendwie habe ich gerade das Bedürfnis nicht alleine sein zu wollen. Entschuldigen Sie wenn es komisch klingt."
Sie schenkte ihm ein aufmunterndes Lächeln. Auch bei ihm schien der Landurlaub etwas verändert zu haben. Sie hatte ihm schon einmal angeboten, über seine Frau zu reden. Damals hatte er abgeblockt- nun schien er Redebedarf zu haben. Und diese extreme Traurigkeit war aus seinen Augen gewichen, wenn auch noch nicht ganz aus seiner Stimme... "Monsieur-les-yeux-tristes" existierte nicht mehr.
"Ihre Frau war Psychologin, n'est-ce pas?"
Adhara seufzte leicht. Ein Bordpsychologe fehlte hier wirklich...
"Ein sehr interessandes Feld... Ich bewundere Leute, die die Empathie und Geduld dafür 'aben. Ich 'ätte sie nicht..."
"Vertun Sie sich nicht, meine Frau hatte hier als Bordpsychologin aufgrund einer Studie der Streitkräfte angefangen. Nach ein paar Jahren hatte sie die Schnauze voll und wechselte in das diplomatische Corps." schmunzelte er.
"Wir versuchen zwar präventiv mit Gesprächen verschiedene Faktoren von psychischen Erkrankungen entgegen zu wirken aber leider funktioniert das nicht immer."
"Also eher Wissenschaftlerin als Therapeutin. Da 'abe ich vollstes Verständnis für. Sich tagtäglich mit irrational denkenden Idi... Menschen 'erumschlagen zu müssen... dafür muss man echt geschaffen sein..."
Man konnte ihrer Stimme eine gewisse Frustration anmerken.
"Wir 'aben bei einem Besatzungsmitglied den Verdacht auf eine PTBS.... und leider keinen Spezialisten in unseren Reihen. Erst einmal 'aben wir ihn für morgen zum 'jährlichen Check Up' zur KS beordert und dann schauen wir weiter... Eigentlich eine Schande, dass nicht auf jedem Träger entsprechendes Personal stationiert ist... Gerade jetzt, wo manche anscheinend aufgrund von Unzufriedenheit etwas anfällig für Salazars Ideologien sind.... Ist Ihnen derartiges bei Geschwaderkollegen schon einmal aufgefallen?"
Mako überlegte kurz ehe er zu einer Antwort ansetzte.
"Sie sind genauso wie wir ein Veteran der Kämpfe um Sol. Wir haben uns alle Frieden erhofft und eine einige Zukunft für die Menschheit aber dann kam alles anders. Die GWU, Liga der freien Welten, das gottverdammte Argent was sogar der Marshall losgetreten hat. Die Menschheit ist uneins und dann kommt Salazar... jemand der wie die Loyalisten denkt und agiert. Und die Hälfe unserer Streitkräfte besteht aus Loyalisten! Natürlich hat das ein gewißes Charisma." sagte er leise.
"Wir sind immer noch Menschen und wir haben Wünsche und Vorstellungen und seien Sie ehrlich sie hatten auch eine andere Vorstellung nachdem wir die Mantus aus dem verdammten Sol-System geworfen hatten." schmunzelte er.
"Also wenn Sie mich so fragen, ja ich habe es fast bei jeden schon gesehen auch bei mir selbst hat es meine Frau diagnositziert und deswegen bleibt für eine Soldaten nur eins... weitermachen. Wenn wir aufhören zu marschieren, sterben wir.. und schlimmsten Falls durch unsere eigene Hand."