Nun standen sie sich gegenüber; vorerst das letzte Mal: Commander Marcus Bearing, Kommandant der TCS Carthago... Adhara merkte, wie der Kloß ihr den Hals immer mehr zuschnürte. Sie beide hatten ihre Entscheidungen getroffen, was nun unweigerlich den Abschied bedeutete. Hätte es je eine gemeinsame Zukunft für sie gegeben, ohne dass einer seine Karriere opfern würde? Eine Trennung in gegenseitigem Respekt, in gegenseitiger Liebe ...ein gegenseitiges Freigeben aus Vernunft. Doch gerade die Tatsache, dass Gefühle sich nicht so einfach abstellen ließen, machte diesen Moment so schwer.
Adhara schaute in seine blauen Augen. Sie hatte sich fest vorgenommen, nicht zu weinen um es nicht noch schwerer zu machen. Doch sie kämpfte gegen die Tränen. Sie hatten viel von einander gelernt in den letzten Monaten. Eigentlich waren sie die, die sie gerade waren, eben weil sie einander kennen- und lieben gelernt hatten. Doch ihr Platz war einfach auf der Sewastopol... War es ein Trost, sich einzureden, dass für sie vielleicht nie ein 'für immer' vorgesehen gewesen war? Dass sie sich eine gewisse Zeit begleiten und lernen sollten? War das ihre Aufgabe gewesen?
"Marcus...."
Unsicher griff sie nach seiner Hand.
"Ich wünsch dir alles Gute. Danke für die gemeinsame Zeit... Für Alles."
Sie merkte wie ihr die Stimme weg brach und die erste Träne über ihre Wange kullerte. Aus einem Impuls heraus schlang sie ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn ein letztes Mal, ehe sie sich direkt abwandte und ins Shuttle eilte. Nein, sie wollte seine Reaktion nicht mitbekommen, wollte nicht sehen, falls er weinte.
I've heard it said That people come into our lives For a reason Bringing something we must learn And we are led to those Who help us most to grow if we let them And we help them in return Well, I don't know if I believe that's true But I know I'm who I am today Because I knew you Like a comet pulled from orbit As it passes the sun Like a stream that meets a boulder Halfway through the wood Who can say if I've been changed for the better But because I knew you I have been changed for good It well may be That we will never meet again In this lifetime So, let me say before we part So much of me Is made of what I learned from you You'll be with me Like a handprint on my heart And now whatever way our stories end I know you have rewritten mine By being my friend Like a ship blown from its mooring By a wind off the sea Like a seed dropped by a sky bird In a distant wood Who can say if I've been changed for the better But because I knew you Because I knew you I have been changed for good (Wicked)
- TCS Sewastopol-
Das Shuttle setzte auf dem Flugdeck der Sewastopol auf. Zuhause.... Das Zuhause, für das sie sich entschieden hatte. Doch es würde sich eigenartig leer anfühlen. Kaum, dass sich die Luke hinter ihr geschlossen hatte, hatte sie den Tränen freien Lauf gelassen. Nun war es also Realität... Beide hatten sie ihre Karrieren gewählt. Doch das Leben würde weiter gehen. War es immer irgendwie.... Zumindest war das Wissen, dass es Marcus gut ging und er seinen Traum vom eigenen Kommando verfolgen konnte tröstlich.
Adhara schulterte ihren Rucksack und die Black Reaper, die sie Phonsy nun zurück geben würde. Es gab vieles, worum sie sich nun kümmern musste. Solange sie etwas zu tun hatte, würde sie abgelenkt sein. Schlimm würde es nur alleine in ihrem Quartier werden...Doch daran wollte sie besser gar nicht denken. Sie hatte Tom auf der Carthago darum gebeten, auf sie aufzupassen, sollte sie komplett aus der Spur geraten.
Sie trat aus dem Shuttle hinaus aufs Flugdeck und schaute sich um.
Jason war ebenfalls auf dem Flugdeck. Da es Startprobleme mit seinem Schiff gab, konnte er nicht mit raus. So war er damit beschäftigt, die Systeme zu checken und zusammen mit den techs, seinen Vogel wieder flugfähig zu bekommen. Jason selber war eher nur am Assistieren und machte, im Cockpit, auch nur das was ihm der Tech zurief. Indem Fall Systeme hoch und runterfahren, wie bei einem normalen Start.
Als das Shuttle auf dem Flugdeck aufsetzte, schaute er nur kurz dorthin. Die Dame, die dort bei stand, kannte er vom sehen. Ihre Haltung, als auch ihr Gesichtsausdruck, sahen alles andere als glücklich für Jason aus. Das konnte aber auch täuschen, denn es waren schon ein paar Meter Abstand, zwischen ihnen.
Fast wie in Trance setzte sie einen Fuß vor den anderen während sie gleichzeitig versuchte, die Eindrücke des Flugdecks aufzusaugen.
Hier auf der Sewastopol waren ihre Freunde. Hier hatte sie sich so schnell aufgenommen, als ein Teil des Ganzen gefühlt wie nirgendwo zuvor, selbst wenn sie noch bei ihrer Versetzung wenig begeistert gewesen war.
Doch jetzt hier im Augenblick war auch keiner ihrer Freude hier... Vermutlich waren sie im Einsatz. Sie musste sich wohl oder übel daran gewöhnen, dass sie niemand mehr mit offenen Armen auf dem Flugdeck begrüßte, wenn sie von Außeneinsätzen zurück kam.
Ein Pilot der Engel schraubte mit einigen Techs an seinem Jäger. Ansonsten waren tatsächlich viele 'ausgeflogen'...
Knighthawk sah nochmal auf. Man konnte entfernt, voneinander entfernt sein, wie man wollte. Doch was er bei der jungen Frau sah, war nicht wirklich normales verhalten. Ihre Gangart und ihr Blick sprachen Bände. "Rick, ich bin gleich wieder da. macht ohne mich weiter. Heute kriegen wir den Vogel eh nicht mehr raus." sagte Jason und stieg aus seinem Bomber aus. Da er eh nur im Cockpit gearbeitet hatte, war Knighthawk sauber.
So ging er zu der verlorenen Seele und sprach soe vorsichtig an. "Alles in Ordnung, Miss?" fragte er vorsichtig, ohne sie zu erschrecken.
Ihr Blick hatte eine gewisse Leere als sie Knighthawk ansah und für einen Moment musste sich Adhara einen bissigen Kommentar a la " Seh ich so aus?!" verkneifen. Doch was brachte es, Leute zu verprellen? Mit diesem Piloten hatte sie bisher noch kein einziges Wort gewechselt. Sie waren sich nur mal flüchtig auf dem Schießstand begegnet. Er kannte sie nicht und konnte es nicht wissen...und er meinte es nur gut.
"Non, es ist nichts in Ordnung gerade...Aber so ist das Leben, n'est-ce pas? Man vergießt ein paar Tränen und morgen...oder in ein paar Wochen scheint wieder die Sonne..."
Knighthawk sah sie an und wusste, nicht nur an ihrer Aussage, dass was nicht okay war. Er kannte sie zwar nur vom sehen, aber so erledigt ,hatte er sie noch nicht gesehen.
"Die Engel und Wölfe sind gerade noch im Einsatz. Mein Bomber wollte nicht, sonst wäre ich dabei. Kann ich ihnen irgendwie helfen, oder kommen sie klar?" fragte er vorsichtig, denn er wollte seine Hilfe zwar anbieten, aber nicht aufdrängen. Aktuell wirkte diese junge Dame, als hätte sie unter ihrem Einsatz zu kämpfen.
Damit hatte sie also auch gleich die Erklärung warum Tom, Phonsy, Mitch oder James nicht da waren. Freundliche Gesichter auf die sie sich gefreut hatte....
"Mir 'elfen? Leider nicht wirklich..."
Ihr Blick schweifte zur Tech Crew, die an seinem Bomber herum schraubte.
"Nicht alles lässt sich reparieren. Manches 'eilt einfach die Zeit.. und ein paar gute Gespräche bei ein paar Gläsern Wein. "
"In Ordnung." antwortete er auf den ersten Satz und lächelte leicht aufbauend. Er war nicht gut, Leute zu trösten, gab ich sich aber wenigstens Mühe, es zu versuchen.
Jason folgte ihrem Blick und hörte dann, was Adhram darauf sagte. Er musste ihr nickend zustimmen. "Ja, dass ist wahr. Ich hoffe für sie, aber, dass sich alles wieder zum Guten wendet." er lächelte aufmunternd und beende mit. "Ich weiß nicht, ob es der richtige Moment ist. Aber willkommen Zuhause. Das gilt auch für alle, die mit ihnen unterwegs waren. Sollten sie was brauchen, einfach melden. Sobald die Engel und Wölfe zurück sind, werde ich einem von ihnen Bescheid sagen, dass sie wieder da sind. Ich weiß, ungefähr vom sehen her, mit wem sie ab und zu im Gespräch sind." bot er ihr an. Seine stimme war ruhig und rücksichtsvoll in der Betinung.
"Jetzt sollten sie vielleicht, erstmal ankommen und sich ausruhen. Der Ernst kommt schnell genug wieder." schlug sie ihr vor und hoffte, sie würde ihn nicht falsch verstehen und das ganze negativ, auffassen.
Das war gerade die Ironie. Sie hatte einen Ort über ihre Beziehung gestellt. Einen Ort, seine Menschen und seine Möglichkeiten....
"Danke, das ist sehr nett- aber nicht nötig. Die wichtigen Personen sind im Bilde. Es ist 'nur' privater 'erschmerz. Eine Trennung, wenn Sie es genau wissen wollen. Ich werde nicht aus der nächsten Luftschleuse springen. Außer, ich stehe 'ier noch länger mitten auf dem Flugdeck rum und Alexandr kickt mich..."
"In Ordnung." antwortete er und fügte hinzu. "Tut mir leid, für ihre Situation. Dennoch, passen sie auf sich auf, okay? Und bevor dieser Alexandr noch stresst, lasse ich sie mal gehen. Bin mit meinem gepanzerten Stück Blech, eh noch nicht fertig. sagte er trocken. Damit wollte er sie auch, etwas auf andere Gedanken bringen. Wenn es auch nur, für einen Moment sein sollte. Das Ende einer Beziehung, tat immer weh. Einer der Gründe, warum er sich dagegen entschieden hatte. Zumal es als Pilot, eh schwer war, so etwas zu halten und als Marine, war es auch nichts anderes.
Dann folgte aus der Bucht seines Bomber. "Jason, hör auf zu flirten, wir brauchen dich noch was hier!"
"Sowas kenne ich nicht, aber sieht man mal, wenn Techs ohne Piloten arbeiten müssen. Dann sind sie direkt überfordert!" scherzte er zurück.
Zu Adhara sagte er noch. "Auch wenn es vielleicht, unpassend ist. Haben sie trotzdem, einen angenehmen Tag und halten sie den Kopf oben. Es wird wieder bessere Zeiten geben. Bestimmt."
Er lächelte kurz und ging dann, zurück in die Box und machte sich, wieder an die Arbeit.
