Immernoch vollgepackt mit seinem Gepäck lief Jim ganz selbstverständlich durch die Gänge der Sewa.
Vor einer Wand mit Messingschildern blieb er stehen, lies seine Sachen links und rechts von sich auf den Boden fallen. Jim ging in Gundstellung und salutierte allegemein.
Nach einer kurzen Gedenkphase schritt er einen Schritt auf die Wand zu, dabei zückte er einen kleinen Flachmann und ein Taschentuch aus seinen Taschen. Er befeuchtete das Taschentuch und strich damit über das Messingschild mit der Aufschrift "Ravenclaw"
Danach nahm er selber einen Schluck aus der Flasche und packte alles wieder weg. Bevor noch jemand von der "Obrigkeit" kommt und ihn disziplinieren möchte.
Aus etwas Entfernung beobachtete Adhara die kleine Szene und nippte an ihrem Kaffeebecher als erhoffte sie sich dadurch Klarheit, dass das gerade keine Einbildung war.
"Jim...?"
Ihre unverkennbare etwas kratzige Stimme mit dem starken französischen Akzent klang mehr nach einer Frage als nach einer Feststellung. Doch je näher sie kam umso sicher war sie, dass ihre Phantasie ihr da gerade keinen Streich spielte.
Captain James Raynor und sie hatten den einen oder anderen Einsatz zusammen bestritten. Und immer mal wieder war er dann für längere Zeit ohne Vorwarnung plötzlich weg gewesen.... Sie schluckte. Mit Mitch hatte sie noch mehr Einsätze zusammen gehabt... Sie hatte ihn auf der Blue vor dem Ersticken gerettet, hatte auf Gilmore mit ihm zusammen Tom aus dem ewigen Eis geborgen.... und sich eigentlich viel zu spät wirklich mit ihm angefreundet. Zeit zu verlieren gehörte nun nicht mehr in ihr Leben....doch gleichzeitig hatte sich ihre Ausstrahlung etwas geändert. Dr Adhara E'Lar im Rang eines Lt Jg wirkte mehr "in sich angekommen" als noch vor zwei Jahren: eine Frau, die ihren Platz im Leben gefunden hatte, selbstbewusst und stolz. Doch gleichzeitig etwas sanfter ohne den ständigen Drang, sich als tough beweisen zu wollen.
Nur zu gut erinnerte sie sich an den Abend im Kasino als Jim verkündet hatte, dass Mitch nicht mehr zurück kam. Das war gleichzeitig ihr erster Abed zurück an Bord nach dem Einsatz auf Langston gewesen, als sie sich frisch von Marcus getrennt hatte.... Sie atmete tief durch und legte Jim eine Hand auf die Schulter.
Jim schreckte aus seiner Gedankenwelt herausgerissen auf und blickte in ein bekanntes Gesicht. Es war Adhara, gute Missionen lagen hinter den beiden. Eine Freundschaft entwickelte sich bis James die Sewa verlassen musste.
"Adhara....."
Jims Stimmung hellte sich auf.
"Ja, er fehlt.....wie viele andere auch. Es ist viel passiert, auch bei dir wie ich sehe. Glückwunsch und Glückwunsch."
Zwischen den beiden Glückwünschen glitt sein Blick zwisch Dienstgradabzeichen und Namensschild. Vorsichtig ohne das sie Probleme mit dem Kaffeebecher bekommen würde, nahm Jim sie in den Arm und drückte sie freundschaftlich.
Adhara erwiderte die Umarmung trotz Kaffeebecher recht kräftig.
"Viel passiert.. Oui, das kann man wohl so sagen..."
Das Eine war der natürliche Lauf der Dinge. Das Andere ...war mit einer Menge Alkohol und Urlaubsstimmung entstanden. Doch das musste sie ja nicht sofort offenbaren.
"Merci."
Adharas Elefantengedächtnis erinnerte sie gerade daran, wie Jim beim Sport an ihr die Spuren der ersten Nächte entdeckt hatte. Somit war er einer der Ersten, die von ihrer Beziehung zu Tom wussten- trotz ihrer ziemlich erbärmlichen Versuche, es geheim zu halten.
"Wie wir sehen- das Leben kann 'ier draußen kurz sein..."
Ihr Blick wies zu der Gedenkwand.
"Deshalb müssen wir bei allem Kämpfen vom Leben mitnehmen was wir kriegen können. Nicht auf den perfekten Moment warten- sondern jede Chance nutzen, die wir ergreifen können. "
Vielleicht war das mit ihr und Tom nach ihrer Trennung von Marcus etwas unerwartet schnell gegangen... Doch bisher hatte sie- vom der Art der Hochzeit und jeglichen fehlenden Erinnerungen abgesehen- nicht eine Sekunde bereut.
"Wo warst du die letzten zwei Jahre? Falls du darüber sprechen möchtest und darfst....."
Sie musteerte ihn neugierig um einschätzen zu können wie es ihm in der letzten Zeit ergangen war.
"Mitnehmen was man kriegt. Eine Aussage die wohl voll auf uns zutrifft. Wo ich war?"
Jim zuckte leicht mit den Schultern während ein freundliches und leichtes Lächeln auf seinen Lippen abzeichnete.
"Erst wurde ich in die Akademie beordert, Ausbildung von Grünschnäbeln in Navigation und manövrieren in schwerem Gelände. DANN....
Jim stockte minimal, aber Adhara konnte es dennoch mitbekommen.
"Naja, mein letzter rest Familie starb. Also ging es Richtung Hellespont. Kurzfassung, was passiert wohl mit Grenzweltlern, die für die TCN fliegen?Richtig, ich hing in der Brigg. Hat gedauert bis die TCN mich da wieder raus hatte."
Jim lächelte, vlt auch etwas zu überspitzt.
"Was soll ich sagen Adhara. Ich musste bekannte, Freunde aus GWU Zeiten ersch.....gehen lassen. Dann sprung ins Shuttle, eine kurze zeit später stand ich vor Intel. Mein Bericht war wohl gut genug, denn ich bin endlich zuhause. "
Sein blick wandte sich gen Wand. Sein Blick offen und klar.
Er konnte die ehrliche Bestürzung in Adharas Augen erkennen, als er sowohl den Tod seiner letzten Familienmitglieder als auch die Inhaftierung und den Weg in die Freiheit erwähnte. Auf Langston hatte sie mit dem Scharfschützengewehr GWU Soldaten "gehen lassen"... Sie hatten die Toten sogar beerdigt, die ihren Zeltplatz mit Mörsern beschossen hatten...
"Freunde und Feinde... das ist immer eine Frage auf welcher Seite man steht....Ehemalige Feinde können gegen einen neuen gemeinsamen Feind zu Verbündeten werden... oder andersrum. "
Einige konnten sicher auch nicht verstehen wie sie als idealistische Exilantin eine Beziehung zu einem ehemaligen Loyalisten hatte eingehen können. Doch zu diesem Zeitpunkt hatten Marcus und sie auf der selben Seite gekämpft und sie hatte ihn nicht mehr als Feind empfunden, auch wenn manche seiner Vorgehensweisen nicht unbedingt TCN - Niveau waren.
"Wenn du an Bord 'ilfe oder Informationen von Intel brauchst... nach Nakamuras Beförderung und Versetzung ist Tom jetzt "Mr schwarze Uniform ohne Rangabzeichen". Auch eines der Dinge die sich geändert 'aben. Er fliegt nicht mehr offiziell in einem der Geschwader als Kampfpilot."
"Danke, es brauch dir aber nicht leid tun. Wir haben doch alle solche geschichten. Jeder von uns hat was zu beklagen, ich weiß nun endgültig wo ich stehe."
James sah wirklich zufrieden und im reinen mit sich selber aus. Die Info das der Old Wolf noch da war UND die schnittstelle zu Intel hier an Bord wäre, war für James ein Geschenk. Dies erleichterte das ein oder andere ungemein. Auf einem anderen Träger würden vielleicht Fragen gestellt werden. Schließlich wurde seine Akte nun über die Intel Kanäle veröffentlicht.
Jim schaute auf seine Uhr
"Hast du Pause oder Spätschicht? Will dir ungerne deine Freizeit rauben. Ich werde meine Dinge hier an Bord noch regeln und gegen 1800 bin ich im Casino, werde da ein kleinen Willkommensgruß ausbringen, die erste runde wird dabei definitiv auf nich gehen. Möchtest du auch kommen, vielleichtkannst du Mr. Intel ja auch überzeugen?"
Adhara wies auf den Kaffeebecher in ihrer Hand und zwinkerte.
"Im Kasino schmeckt er einfach besser als die Filterplörre von der KS. Ich bin also quasi nur auf dem Weg von A nach B. Aber einen alten Freund wiederzusehen ist un petit peu Freizeitraub wert, findest du nicht?
Nur ob Tom Zeit haben würde war derzeit so eine Sache...
"Ich weiß nicht, ob Mr Intel Zeit 'at. Diese ganzen Vorbereitungen und Sicherheitsvorschriften für die Friendensverhandlungen nehmen ihn derzeit ganz schön ein... Ich sehe ihn selbst kaum. Aber wenn kein Notfall dazwischen kommt bin ich gerne dabei."
Man konnte Adhara anmerken, dass sie von der Sewastopol als Ort der Friedensverhandlungen generell nicht besonders begeistert war. Vor allem da sie bei dem Selbstmordattentat auf das Flugdeck der Firewall anwesend gewesen war.... Das durfte auf der Sewastopol nicht passieren! Doch diese Verhandlungen waren wichtig. Ein Frieden oder zumindest Waffenstillstand war ihr Ticket zurück in die "Zivilisation"....
"Bien, wir sehen uns später. Schön, dass du wieder an Bord bist!"
In Gedanken versunken und auf ihr Pad starrend, schlich Vic durch die Gänge der Sewastopol. Wie immer, wenn sie sich sich die Zähne an einem Problem ausbiss, trieb sie dieser Umstand rastlos umher. Grübelnd in einer Ecke sitzen und alles ausblenden, dass taten andere ihrer Zunft. Sie jedoch bevorzugte die Bewegung. Schon zu ihrer Studienzeit hatte sie sich die Fähigkeit angeeignet, durch die Gänge des MIT zu schleichen, auf ihr Pad zu starren und dabei doch niemanden umzurempeln oder über irgendein Hindernis zu stolpern. Etwa zu vergeliche mit einem Autofahrer, der zwar während der Fahrt auf die Straße blickt, jedoch gedanklich so weit weg davon war, dass er rein unterbewusst auf den Verkehr reagierte. Die Stimmen zweier Leute um die nächste Biegung vernahm sie zwar, ordnete diese aber zum jetztigen Zeitpunkt allerdings keinen Personen zu, da sie sich eher auf ihr Problem konzentrierte. Erst als sie um die Ecke bog und der ohnehin nicht all zu breite Gang von eben erwähnten Personen blockiert wurde, bliebt sie stehen und hob ihren Blick. Zwischen Beiden hindurchblickend nickte sie knapp. Adhara, Mr. Raynor.
Jim macht etwas mehr Platz im Gang in dem er mit den Füßen sein Gepäck an die Wand schiebt. Gleichzeit legt er zum Abschied noch seine Hand freundschaftlich auf das Schulterblatt von Adhara, im vorbei gehen. Dabei frozelte er noch etwas.
"Dann hopp wieder zum Dienst, Wunden und Krankheiten machen schließlich keine Pausen."
Dann wandte sich Jim zur Person die irgendwie durch Adhara unf ihm aufgehalten wurde. Mag am Platzmangel gelegen haben. Denn die Gänge sind nicht unbedingt für zwei Personen die sich unterhalten, plus Reisegepäck ausgelegt.
"Miss Sanders, das nächste bekannte Gesicht. Schln das sie noch da sind. Dachte hier hätte sich mehr verändert in meiner Abwesenheit."
Jim deutete auf in den Gang, um irgendwie zu zeigen das er Platz geschaffen hatte. Dabei fiel ihm auf das er die Stimme sofort erkannt hatte, dabei hatten "Vicky" und er nicht viel miteinander zu tun gehabt. Dunkel erinnerte er sich an ihren Gesang. Mehr bekommt er derzeit leider nicht mehr zusammen.