Rough Ride - Die Lady ist zurück
Verfasst: 22. Jun 2025, 13:51
Rough Ride
Es begann mit einem Vibrieren. Tief, kaum hörbar. Eine Art elektrisches Flüstern in den metallenen Eingeweiden des Docks von Luna. Im Hangar 12, dem größten im lunaren Orbit, lag der Koloss. Über 770 Meter pures Titan-Verbundmaterial, geborstene Hülle neu verschweißt, brennende Narben des letzten Gefechts vernarbt, aber nicht vergessen. Man hatte größte Mühe gehabt, das Wrack nach Sol zu bringen, um es neu aufzubauen. Alles war neu, selbst der Name, und das, was war, war getilgt worden. In dem Dock ruhte sie nun, die neue TCS Sewastopol. Ein Träger der Jütland-Klasse, gebaut nicht nur aus Stahl und Technik, sondern aus Erinnerungen, Verlusten und unerschütterlichem Willen. Ihr Rumpf war noch dunkel, matte Panzerung überzog die Reste ihrer alten Identität.
Im Schiff selbst war die Aktivität hoch, an diesem Tag sollte es endlich soweit sein. An diesem Tag sollte die Sewastopol wieder aktiv ins Kampgeschehen eingreifen, und es war auch bitter nötig, wenn man den Berichten von der Front glauben durfte, welche schon sehr stark zensiert waren, um die Zivilbevölkerung nicht noch mehr zu beunruhigen. Die Brücke der TCS Sewastopol war von Licht durchflutet. Holographische Displays schwebten in der Luft, Statusanzeigen flackerten über Konsolen. Die Luft roch noch neu – nach Kabelisolierung und Desinfektionsmittel – aber darunter lag der uralte Geruch eines Schiffs, das wieder atmete. Commodore Jonathan "Typhoon" West ließ seinen Blick über die Brücke wandern. Wie gewohnt steckte er in seinem Flightsuit und der Bomberjacke der Engel. Er schob das Cappy nach oben und rieb sich über die Stirn. Es war ein langer Weg gewesen von der Zerstörung der alten Sewa bis hierhin. Eine neue Lady, stärker, schneller und mit mehr Biss, dementsprechend würden dann wohl auch die Befehle vom Oberkommando ausfallen, aber er und die Engel würden zur Stelle sein. Wie immer.
Sein Gedankengang wurde von Lt. Commander Eyoke unterbrochen. „Reaktorlinien stabilisieren sich, Commodore. Energiefluss bei 82% – steigt weiter.“ Die Stimme des Ingenieurs zitterte kaum merklich, nicht vor Angst, sondern vor Ehrfurcht. Typhoon nickte nur, in diesem Moment wäre jedes weitere Wort verschwendet gewesen, stattdessen blickte er durch das gewölbte Frontpanorama hinaus ins Schwarz. Dort draußen kreisten die Werftstationen, begleitet von den kleinen Lichtblitzen arbeitender Wartungsdrohnen. Die Erde schimmerte blau neben ihnen, aber der Blick des Commodores lag auf dem Rot des Mars.
Er wusste, was dort wartete. Das 278th. Seine Engel der Apokalypse. Alte Kameraden. Neue Rekruten. Krieger. Flieger. Sterbliche – mit einem Hauch Unsterblichkeit.
Tief im Herzen des Schiffs begann der Reaktorkern zu brummen. Die pulsierenden Ringe aus Tachyon-Leitern glühten auf. Erst bläulich, dann weiß, dann ein beinahe grelles Violett. Energieleiter begannen zu leuchten. Schubdüsen an den äußeren Triebwerken entfalteten sich wie kleine Sonnen mit unglaublicher Energie. Die Mannschaft in den unteren Decks hielt den Atem an. Kein Befehl war nötig gewesen. Sie wussten, was kam. Und sie spürten es – dieses Vibrieren. Dieses Kribbeln in den Knochen. Das war nun der kritische Moment gewesen, der Moment, der offenbaren würde, ob die Werftheinis alles richtig gemacht hatten. Es war keine Zeit für eine Testfahrt, und Typhoon war sich bewusst, dass die Lady noch die eine oder andere Kinderkrankheit haben würde, aber sie wurden gebraucht.
Reihum kamen die Meldungen der Brückenmitglieder.
„Antrieb eins online.“
„Zwei, grün.“
„Drei steht.“
„Alle Haupttriebwerke bereit.“
„Schubkapazität bei 97 Prozent.“
„Gravitationsanker lösen sich.“
„Luna-Kontrolle gibt Startfenster frei.“
Die Brückencrew war fokussiert, aber ihre Augen blitzten, und sie warfen sich Blicke zu. Sie waren bereit, wieder rauszugehen, sie waren bereit, sich den Kilrathi entgegenzustellen.
Denn alle an Bord wussten nur eins: Diesen Krieg zu verlieren wäre das Schlimmste, zu kapitulieren hieße, nie wieder heimzukehren und das Ende der Menschheit zu erleben. Typhoon nickte langsam. Er lehnte sich leicht nach vorne, die Finger der linken Hand ruhten locker auf der Reling vor dem Kommandopodest. Seine rechte hob sich – leicht – wie ein Taktgeber für das, was kam. Mit einem Tonfall, der keine Diskussion kannte. Der ebenso viele Schlachten überlebt hatte wie der Mann, der ihn aussprach.
„Punch it.“
Die Triebwerke explodierten nicht – sie sangen. Ein Chor aus tausend Sonnen, gebündelt zu einem einzigen Schub. Die TCS Sewastopol erzitterte kurz, als sie ihre Masse in Bewegung setzte, und ja, es dauerte einen Moment, aber dann kam sie doch in Fahrt. Langsam, majestätisch, unaufhaltsam.
Unter ihr begannen die Arbeiter zu jubeln. In den Maschinenräumen riss man sich die Helme vom Kopf. Die Ventile kreischten, die Leitungen zitterten. Die Techniker behielten die Anzeigen der Systeme genau im Auge, aber dann war es gewiss. Die Lady würde standhalten, sie brüllte. Sie lebte wieder. Sie war bereit für den Kampf.
Auf den Gängen schritten die Marines des 39. Bataillons in Reih und Glied, Helme unter dem Arm, Rüstungen glänzend poliert. Das Hangardeck war noch so gut wie leer, aber dies würde sich bald ändern.
Die Techniker der Werft, zu erschöpft für jegliche Emotion, sackten seufzend teilweise an Ort und Stelle zusammen und sahen dem Träger hinterher. Sie hatten das Schiff repariert, Stück für Stück, Bolzen für Bolzen, Platte für Platte, und sie somit in den Dienst zurückgeholt.
Die TCS Sewastopol verließ das Dock unter eigener Kraft, Richtung Mars. Richtung Sammelpunkt. Im Marsorbit warteten bereits Dutzende Einheiten: Zerstörer, Kreuzer und Versorgungsschiffe. Und mittendrin das 278th – Engel der Apokalypse.
Es begann mit einem Vibrieren. Tief, kaum hörbar. Eine Art elektrisches Flüstern in den metallenen Eingeweiden des Docks von Luna. Im Hangar 12, dem größten im lunaren Orbit, lag der Koloss. Über 770 Meter pures Titan-Verbundmaterial, geborstene Hülle neu verschweißt, brennende Narben des letzten Gefechts vernarbt, aber nicht vergessen. Man hatte größte Mühe gehabt, das Wrack nach Sol zu bringen, um es neu aufzubauen. Alles war neu, selbst der Name, und das, was war, war getilgt worden. In dem Dock ruhte sie nun, die neue TCS Sewastopol. Ein Träger der Jütland-Klasse, gebaut nicht nur aus Stahl und Technik, sondern aus Erinnerungen, Verlusten und unerschütterlichem Willen. Ihr Rumpf war noch dunkel, matte Panzerung überzog die Reste ihrer alten Identität.
Im Schiff selbst war die Aktivität hoch, an diesem Tag sollte es endlich soweit sein. An diesem Tag sollte die Sewastopol wieder aktiv ins Kampgeschehen eingreifen, und es war auch bitter nötig, wenn man den Berichten von der Front glauben durfte, welche schon sehr stark zensiert waren, um die Zivilbevölkerung nicht noch mehr zu beunruhigen. Die Brücke der TCS Sewastopol war von Licht durchflutet. Holographische Displays schwebten in der Luft, Statusanzeigen flackerten über Konsolen. Die Luft roch noch neu – nach Kabelisolierung und Desinfektionsmittel – aber darunter lag der uralte Geruch eines Schiffs, das wieder atmete. Commodore Jonathan "Typhoon" West ließ seinen Blick über die Brücke wandern. Wie gewohnt steckte er in seinem Flightsuit und der Bomberjacke der Engel. Er schob das Cappy nach oben und rieb sich über die Stirn. Es war ein langer Weg gewesen von der Zerstörung der alten Sewa bis hierhin. Eine neue Lady, stärker, schneller und mit mehr Biss, dementsprechend würden dann wohl auch die Befehle vom Oberkommando ausfallen, aber er und die Engel würden zur Stelle sein. Wie immer.
Sein Gedankengang wurde von Lt. Commander Eyoke unterbrochen. „Reaktorlinien stabilisieren sich, Commodore. Energiefluss bei 82% – steigt weiter.“ Die Stimme des Ingenieurs zitterte kaum merklich, nicht vor Angst, sondern vor Ehrfurcht. Typhoon nickte nur, in diesem Moment wäre jedes weitere Wort verschwendet gewesen, stattdessen blickte er durch das gewölbte Frontpanorama hinaus ins Schwarz. Dort draußen kreisten die Werftstationen, begleitet von den kleinen Lichtblitzen arbeitender Wartungsdrohnen. Die Erde schimmerte blau neben ihnen, aber der Blick des Commodores lag auf dem Rot des Mars.
Er wusste, was dort wartete. Das 278th. Seine Engel der Apokalypse. Alte Kameraden. Neue Rekruten. Krieger. Flieger. Sterbliche – mit einem Hauch Unsterblichkeit.
Tief im Herzen des Schiffs begann der Reaktorkern zu brummen. Die pulsierenden Ringe aus Tachyon-Leitern glühten auf. Erst bläulich, dann weiß, dann ein beinahe grelles Violett. Energieleiter begannen zu leuchten. Schubdüsen an den äußeren Triebwerken entfalteten sich wie kleine Sonnen mit unglaublicher Energie. Die Mannschaft in den unteren Decks hielt den Atem an. Kein Befehl war nötig gewesen. Sie wussten, was kam. Und sie spürten es – dieses Vibrieren. Dieses Kribbeln in den Knochen. Das war nun der kritische Moment gewesen, der Moment, der offenbaren würde, ob die Werftheinis alles richtig gemacht hatten. Es war keine Zeit für eine Testfahrt, und Typhoon war sich bewusst, dass die Lady noch die eine oder andere Kinderkrankheit haben würde, aber sie wurden gebraucht.
Reihum kamen die Meldungen der Brückenmitglieder.
„Antrieb eins online.“
„Zwei, grün.“
„Drei steht.“
„Alle Haupttriebwerke bereit.“
„Schubkapazität bei 97 Prozent.“
„Gravitationsanker lösen sich.“
„Luna-Kontrolle gibt Startfenster frei.“
Die Brückencrew war fokussiert, aber ihre Augen blitzten, und sie warfen sich Blicke zu. Sie waren bereit, wieder rauszugehen, sie waren bereit, sich den Kilrathi entgegenzustellen.
Denn alle an Bord wussten nur eins: Diesen Krieg zu verlieren wäre das Schlimmste, zu kapitulieren hieße, nie wieder heimzukehren und das Ende der Menschheit zu erleben. Typhoon nickte langsam. Er lehnte sich leicht nach vorne, die Finger der linken Hand ruhten locker auf der Reling vor dem Kommandopodest. Seine rechte hob sich – leicht – wie ein Taktgeber für das, was kam. Mit einem Tonfall, der keine Diskussion kannte. Der ebenso viele Schlachten überlebt hatte wie der Mann, der ihn aussprach.
„Punch it.“
Die Triebwerke explodierten nicht – sie sangen. Ein Chor aus tausend Sonnen, gebündelt zu einem einzigen Schub. Die TCS Sewastopol erzitterte kurz, als sie ihre Masse in Bewegung setzte, und ja, es dauerte einen Moment, aber dann kam sie doch in Fahrt. Langsam, majestätisch, unaufhaltsam.
Unter ihr begannen die Arbeiter zu jubeln. In den Maschinenräumen riss man sich die Helme vom Kopf. Die Ventile kreischten, die Leitungen zitterten. Die Techniker behielten die Anzeigen der Systeme genau im Auge, aber dann war es gewiss. Die Lady würde standhalten, sie brüllte. Sie lebte wieder. Sie war bereit für den Kampf.
Auf den Gängen schritten die Marines des 39. Bataillons in Reih und Glied, Helme unter dem Arm, Rüstungen glänzend poliert. Das Hangardeck war noch so gut wie leer, aber dies würde sich bald ändern.
Die Techniker der Werft, zu erschöpft für jegliche Emotion, sackten seufzend teilweise an Ort und Stelle zusammen und sahen dem Träger hinterher. Sie hatten das Schiff repariert, Stück für Stück, Bolzen für Bolzen, Platte für Platte, und sie somit in den Dienst zurückgeholt.
Die TCS Sewastopol verließ das Dock unter eigener Kraft, Richtung Mars. Richtung Sammelpunkt. Im Marsorbit warteten bereits Dutzende Einheiten: Zerstörer, Kreuzer und Versorgungsschiffe. Und mittendrin das 278th – Engel der Apokalypse.